Maya und Domenico - 04 - So nah und doch so fern by Susanne Wittpennig

Maya und Domenico - 04 - So nah und doch so fern by Susanne Wittpennig

Autor:Susanne Wittpennig [Wittpennig, Susanne]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jugendroman
ISBN: 9783038486169
Herausgeber: Brunnen-Verlag
veröffentlicht: 2014-06-30T22:00:00+00:00


13. X wie Xenon

Ich kramte den halben Kleiderschrank leer, bis ich mich für ein schwarzes Top und ein paar Jeans entschied. Schwarz vor allen Dingen deshalb, damit ich mich nicht allzu krass von Carrie abhob. Dazu zog ich den silbernen Gürtel an, den Delia mir mal vererbt hatte. Das sah nicht schlecht aus.

Ich streifte mir noch die silbernen Armreifen übers Handgelenk, die ich ebenfalls von Delia zum Geburtstag bekommen hatte. Danach verbrachte ich den Rest des Nachmittags im Badezimmer, um die Hochsteckfrisur genauso toll hinzukriegen, wie Nicki es damals gemacht hatte, aber das Resultat war nicht sehr befriedigend. Deshalb versuchte ich, diesen Mangel mit umso mehr Lidschatten und Lippenstift auszugleichen. Wenn im Xenon lauter so durchgestylte Girls rumhingen wie diese Mädchen damals am Fluss, dann musste ich alles daransetzen, ebenso cool auszusehen.

Als ich später das Endresultat in Mamas großem Schrankspiegel betrachtete, flippte ich nicht gerade aus vor Begeisterung. Ich kriegte mein braves Gesicht einfach nicht weg. Außerdem schmeichelten diese figurbetonten Klamotten meinen breiten Hüften nicht unbedingt. Ich streckte meinem Spiegelbild wütend die Zunge raus und setzte mich entnervt auf Mamas Bett. Wieso überkamen mich auf einmal diese absurden Zweifel, ob ich für Nicki schön genug war? Das war doch lächerlich! Ich hatte doch überhaupt nicht vor, ihn zu treffen! Im Gegenteil …

Und dann bemerkte ich etwas Kühles in meinem Ausschnitt; etwas, das schon wieder so zu einem Teil von mir geworden war, dass ich es nicht mal mehr wahrgenommen hatte. Es war Nickis rote Herzkette. Einen Augenblick überlegte ich, ob ich sie abnehmen sollte, doch dann schüttelte ich den Kopf, stand auf und verließ das Zimmer.

Ich hatte mich um zehn Uhr mit Carrie verabredet. Vorher, hatte sie gesagt, brauchte man gar nicht erst loszuziehen. Es war noch hell, als ich mich auf den Weg machte. Ich liebte diese langen Sommertage.

Zuerst einmal wartete ich allerdings satte zwanzig Minuten beim See-Restaurant auf Carrie. Dass Leute wie sie kein Zeitgefühl haben, war ja nichts Neues mehr für mich. Als sie endlich kam, steckte sie immer noch in den gleichen verschwitzten Klamotten. Sie hatte Kopfhörer im Ohr und schnipste mit den Fingern im Takt. Razor sprang hechelnd an ihr hoch und bellte aufgeregt.

«Ey, siehst cool aus!», meinte sie und nahm die Stöpsel aus ihren Ohren. «Steht dir gut, das schwarze Top!»

«Danke!» Immerhin versetzte der Vergleich mit Carrie mich wieder in ein Hochgefühl. Wenn sie sich im Xenon unter die Leute traute, sollte ich das ja wohl auch schaffen!

«Willst du Razor eigentlich mitnehmen?» Ich war mir nicht so ganz im Klaren, was ein Hund in einer Disco sollte.

«Nee, bring ihn rasch zu Zodiac. Is'n Kumpel von mir. Der passt auf ihn auf. Hab ihn schon vorgewarnt.»

Ich fragte Carrie, ob es noch einen anderen Weg zum Xenon gäbe als durch das Parktor. Ich wollte diesen Weg nicht mehr nehmen, seit Domenico und ich dort einmal von Dealern angegriffen worden waren. Carrie überlegte und meinte, dass wir auch die U-Bahn nehmen könnten. Das war zwar ein massiver Umweg, aber mir war's völlig recht. Allerdings hatte Carrie nicht mehr so viel Geld bei sich, und so musste ich ihr etwas leihen.



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